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lunedì 24 agosto 2009

Eine Last für die Nachgeborenen

Wirepullers: domenica 23 agosto di 70 anni fa, Hitler e Stalin, rappresentati dai relativi Ministri degli Esteri Joachim von Ribbentrop e Vjaceslav Molotov, firmavano un patto di non aggressione tra Germania nazista e Unione Sovietica. Il patto comprendeva un protocollo segreto per la spartizione della Polonia tra le due potenze e l'inserimento della Finlandia e delle repubbliche baltiche nelle rispettive zone di influenza. Scoppiava di fatto la seconda guerra mondiale. Di questa ricorrenza sembra essersene ricordata solo la stampa tedesca, nonostante quell'episodio abbia conseguenze evidenti ancora oggi. Ci riferiamo in particolare al freno posto per anni da Polonia e Lituania all'accordo commerciale tra UE e Russia per la fornitura di gas. Forse si tratta solo di una vendetta polacca per un episodio di protezionismo o forse la storia ha dato un colpo di coda. (3)

Vor zwei Jahrzehnten war im Baltikum zu sehen, wie Geschichte in die Gegenwart hineinwirkt: Am fünfzigsten Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes bildeten von Tallinn über Riga nach Vilnius mehr als eine Million Esten, Letten und Litauer eine 600 Kilometer lange Menschenkette. Sie forderten die Wiederherstellung der Unabhängigkeit ihrer Länder, die infolge des Paktes, mit dem Stalin Hitler freie Hand für den Überfall auf Polen gegeben hatte, von der Sowjetunion besetzt worden waren. Zwei Jahre nach dieser Kundgebung war die Sowjetunion Vergangenheit.
Jetzt bewegt der Pakt keine Menschenmassen mehr, aber er wirkt noch immer nach - nicht nur als abschreckendes Beispiel verbrecherischen Größenwahns, sondern auch als psychische Belastung der Nachgeborenen. Seine Folgen vergiften die Beziehungen der baltischen Staaten und Polens zu Russland - und mittelbar damit auch das Verhältnis der EU zu Moskau. Die Härte, mit der Polen und Litauen zwei Jahre lang den Beginn von Verhandlungen der Europäischen Union mit Russland über ein neues Partnerschaftsabkommen blockierten, ist vor dem Hintergrund der geschichtlichen Erfahrung zu verstehen.

Den historischen Faschismus rehabilitieren
Dabei wird die Politik sowohl durch die historischen Ereignisse belastet, die mit dem 23. August 1939 ihren Ausgang nahmen, als auch durch den heutigen Umgang damit. Während die westeuropäische Öffentlichkeit kaum darüber nachdenkt, welche Konsequenzen der Hitler-Stalin-Pakt für die Länder zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion hatte, ist Russland nach einer offenen Debatte in den neunziger Jahren zu den Dogmen der sowjetischen Geschichtsschreibung über den Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt. Das Unrecht, das den Balten und Polen in der Stalin-Ära durch die Sowjetunion angetan wurde - zum Beispiel die Ermordung von mehr als 20.000 polnischen Offizieren und Intellektuellen durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD in Katyn und anderen Orten im Frühjahr 1940 -, wird heute übergangen.

Moskau leugnet oder verharmlost die stalinistischen Verbrechen und fordert auch, dass seine Sicht als die allein gültige Geschichtsdeutung anerkannt wird. Den Esten, Letten und Litauern, die in der Besetzung ihrer Länder durch die Rote Armee 1944, der die Deportation Hunderttausender nach Sibirien folgte, keine Befreiung, sondern eine Ablösung der braunen durch die roten Unterdrücker sehen, halten Moskauer Stimmen vor, sie wollten „die Geschichte umschreiben“, um den historischen Faschismus zu rehabilitieren.

Schmerzhafte Auseinandersetzung
Da im Westen Europas das Wissen über die nationalsozialistischen Verbrechen weit größer ist als das über die kommunistischen, fürchten die Balten, die Moskauer Propaganda könne dort verfangen und sie selbst um ihre Glaubwürdigkeit bringen - zumal diese einen wunden Punkt ihrer Vergangenheit trifft. Nach der Besetzung der baltischen Staaten durch die Sowjetunion im Sommer 1940, die mit Terror gegen große Teile der Bevölkerung einhergegangen war, wurden dort ein Jahr später die deutschen Truppen begrüßt. 1944 kämpften baltische Einheiten an der Seite der Deutschen gegen die Rote Armee. Die Ursache dafür war nicht eine Sympathie für die Nationalsozialisten. Esten, Letten und Litauer waren vielmehr in einer Lage, die der litauische Dichter Tomas Venclova als „die Wahl zwischen Hitler, Stalin und dem Tod“ charakterisierte. Eine sinnvolle Wahl konnte es da nicht geben.

In allen drei baltischen Staaten wirkten allerdings Einheimische an den Kriegsverbrechen der Deutschen mit. Mit diesen dunklen Seiten der eigenen Geschichte findet eine heftige, mitunter widersprüchliche, für die Gesellschaft dieser Länder schmerzhafte Auseinandersetzung statt - vorangetrieben von Historikerkommissionen, die die Staatspräsidenten zu diesem Zweck eingerichtet haben.

Wiederholung stalinistischer Propagandalügen
Russlands Präsident Medwedjew hat hingegen eine Kommission beauftragt, über Maßnahmen gegen „Geschichtsfälschungen zu Lasten der russischen Interessen“ zu beraten. Zu derartigen „Geschichtsfälschungen“ zählt der Kreml auch das Bemühen osteuropäischer Abgeordneter im EU-Parlament und den parlamentarischen Versammlungen von Europarat und OSZE, den 23. August zu einem europäischen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und des Stalinismus zu machen.

Viele Russen - nicht nur Anhänger des Kremls, sondern auch Demokraten - fühlen sich durch derartige Initiativen ernstlich in ihren Gefühlen verletzt. Sie sehen dadurch den Sieg im Zweiten Weltkrieg in den Schmutz gezogen, der in der russischen Gesellschaft einen geradezu sakralen Charakter hat. Die darin enthaltene Erinnerung an das unermessliche Leid, das durch Hitlers Vernichtungskrieg über die Russen gebracht wurde, verdient Achtung und Respekt. Dieselbe Achtung verdienen aber auch die Opfer Stalins. Doch gerade ihnen wird sie von der russischen Führung mit aggressiven Tönen und der Wiederholung stalinistischer Propagandalügen verweigert.

Autore: Reinhard Veser
Fonte: www.faz.de

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